Forscher suchen immer wieder nach Möglichkeiten, Haarausfall bei Chemotherapien zu lindern oder zu verhindern. So wurde das Scalp Cooling entwickelt.
Chemotherapien gegen Krebs haben mehr oder weniger häufig eine Nebenwirkung, die vor allem Frauen besonders fürchten: Haarausfall. Denn schöne Haare stehen für Gesundheit, Attraktivität und bei Frauen eben auch für Weiblichkeit. Aber es gibt eine neu erprobte Methode gegen Haarausfall, die für etliche Krebspatienten infrage kommen kann: die Kopfhaut-Kühlung (Scalp Cooling).
In unserer Kultur wird schönes Haar oft mit Kraft, Stärke, Gesundheit und Erfolg assoziiert. Fehlt das Kopfhaar, denken Menschen gleich an Krankheit, Krebs und Tod. Daher sind Menschen mit einer Krebserkrankung auch psychisch sehr von Haarausfall betroffen.
Wie kommt es eigentlich zum Haarausfall während einer Chemotherapie? Substanzen zur Krebstherapie wirken besonders auf Zellen, die sich rasch teilen, denn diese sind sehr empfindlich. Das trifft auf Krebszellen zu, die dann unter Chemotherapie absterben.
Aber auch die Zellen der Haarfollikel teilen sich rasch in der Wachstumsphase – und reagieren oft ebenso empfindlich. Da bei uns Menschen fast 90 % aller Haarfollikel in dieser empfindlichen Wachstumsphase sind, fallen die Haare bei vielen Chemotherapien aus. Und zwar oft ein bis drei Wochen nach Therapiebeginn.
Aber: Zum einen erholen sich die Haarfollikel nach Therapie-Ende, und die eigenen Haare wachsen wieder. Und zum anderen reagieren die Haarfollikel nicht auf alle Substanzen gleich. Manche verursachen keinen Haarausfall, andere dagegen fast. Leider sind gerade in dieser Gruppe viele Substanzen, die gegen Brustkrebs eingesetzt werden.
Jetzt gibt es aber für etliche Frauen mit Chemotherapie bei Brustkrebs eine neue Möglichkeit, Haarausfall deutlich zu reduzieren.
Dr. med. Franz-Ferdinand Bitto und seine Kollegen vom Brustzentrum der LMU München, Campus Innenstadt, berichten über das Scalp Cooling (Im Focus Onkologie 2016; 19 (11)). Bei dieser Methode wird die Kopfhaut während der Infusionstherapie kontinuierlich gekühlt. Das mindert die Blutzirkulation in der Kopfhaut. So kommt auch weniger von den Krebsmedikamenten zu den empfindlichen Haarfollikeln.
Zur Kopfkühlung setzen die Patientinnen eine Kappe aus Silikon auf. In dieser Kappe strömt über Pumpen gesteuert kontinuierlich Kühlmittel, das eine Temperatur von 3 bis 4 Grad Celsius hat. Dadurch wird die Temperatur der Kopfhaut konstant auf 21 Grad Celsius gesenkt. Die Kopfhaut-Kühlung wird gut vertragen. Es kann zu Kopfschmerzen kommen, zu allgemeinem Kälteempfinden und vorübergehenden Kreislaufbeschwerden.
Die Therapie wirkt allerdings nicht bei allen Chemotherapien gleich gut. Ob Haarausfall deutlich gemindert oder vermieden werden kann, hängt davon ab, welche Substanzen bei der Chemo verabreicht werden.
Das Brustzentrum der LMU München gehört zu denjenigen Zentren in Deutschland, die diese Kopfkühlung bereits anbieten. Die Ärzte dort nutzen dabei das System Orbis-II-Scalp Cooling-System der Firma Paxman und führen seit Mitte 2015 eine Studie durch, in der Nutzen und Zufriedenheit der Patientinnen untersucht werden.
Auch andere Zentren bieten Scalp Cooling an. Interessierte können ihre behandelnden Ärzte in Praxis oder Klinik fragen, ob die Möglichkeit der Kopfhaut-Kühlung angeboten wird. Derzeit übernehmen die Krankenkassen die Kosten für das Scalp Cooling nicht.
Systeme zur Kopfhaut-Kühlung gibt es etwa von Dignitana, Paxman und Sysmex.
Frauen, denen die behandelnden Ärzte noch keine Kopfkühlung anbieten können oder bei denen die Methode nicht wirkt, können die haarlose Zeit mit Perücken oder Kopfbedeckungen wie Turbane und Tücher optisch gut überstehen.
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